Kennzeichen E

01.11.2015

E-Kennzeichen für Elektroautos

Seit kurzem gibt es ja in Deutschland, dem Land der unbegrenzten Schnapside… Bürokra… Innovationen und Möchtegern-Leitmarkt der Elektromobilität, die Möglichkeit, Elektroautos mit einem nachgestellten „E” auf dem Nummernschild zu kennzeichnen. Grundlage ist das „Gesetz zur Bevorrechtigung der Verwendung elektrisch betriebener Fahrzeuge” aka Elektromobilitätsgesetz (EmoG).

Dieses Gesetz soll die Elektromobilität hierzulande fördern. Förderungswürdig sind vollelektrische Elektroautos (BEV) und Plug-in-Hybride (PHEV). PHEV dürfen dafür allerdings entweder höchstens 50g CO2/km ausstoßen oder müssen mindestens 30km rein elektrisch bewältigen können (ab 1.1.2018 40km).

Mit welchen Maßnahmen gedenkt man nun, die Elektromobilität zu fördern („Was bringt’s?”)?

Upperclass Heroes

Mit einem „E” gekennzeichnete Elektroautos können u.U. „Bevorrechtigungen” in Anspruch nehmen. Kann man auch Privilegien nennen. Hört sich gut an, oder? Wer möchte nicht gern zu den Privilegierten gehören?

Aber erstmal schauen, was denn so für Privilegien geboten werden, und ob diese denn auch wirklich geeignet sind, dem avisierten Zweck (Förderung der Elektromobilität) dienlich zu sein. Denn dazu müssen sie ja doch den einen oder die andere dazu bewegen, ihren Fossilienverbrenner stehen zu lassen und sich ein EV zuzulegen. Es sollten also schon attraktive „Bevorrechtigungen” sein, um die Hürden zu nehmen, die sich aktuellen Elektromobilisten noch in den Weg stellen, ich sag nur Ladezeiten und Reichweite. Das muss man irgendwie kompensieren.

Denn machen wir uns nix vor: Den meisten Autofahrern ist intakte Umwelt oder die Gesundheit ihrer Mitmenschen schnurzpiepegal. Dieselgate? VW? War da was? Und Sprit ist gerade wieder so schön billig. Also ist die Grundidee von Privilegien, die umweltfreundliche Mobilität belohnen, an sich schonmal nicht verkehrt. Um die abzuholen, denen Privilegien wichtiger sind. Die Masse also. 😉

Zucker bei die Fische

Also, was bekommen wir denn für das „E”?

Den Städten und Gemeinden wird damit das Recht eingeräumt, kostenlose Parkplätze für E-Autos zu reservieren und ihnen die Nutzung von Busspuren zu erlauben.
[…]
Eine staatliche Förderung für den Kauf solcher Fahrzeuge ist hingegen nicht vorgesehen.

(Quelle)

Wahnsinn & Unsinn

Sagen Sie mal einen Satz mit Wahnsinn und Unsinn.

Busspuren? Wer denkt sich denn solchen Schwachsinn aus? Mal abgesehen von der Praktikabilität dieser „Bevorrechtigung” – wen bitte soll das motivieren? Also auf so einen Quatsch kann ich gern verzichten. Auf Busspuren gehören Busse und sonst nix. Wäre übrigens schön, wenn die langsam mal elektrisch betrieben würden, die Technologie ist längst da.*

Bleiben kostenlose Parkplätze für Elektroautos. Aber auch nur, wenn die Kommunen welche einrichten bzw. eine entsprechende Regelung verabschieden. So wie Hamburg.

Kostenlos zu Parken ist natürlich das Killerargument, um sich ein EV zuzulegen, das vielfach ja noch immer kein Schnäppchen ist. Kann man mal rechnen, wieviel hundert Jahre man kostenlos irgendwo parken muss, um die Anschaffungspreisdifferenz wieder hereinzubekommen. Mach ich nicht, weil ich solche Rechnungen an sich blöd finde. Aber mich beschleicht doch das Gefühl, dass hier irgendwie die Proportionen nicht ganz stimmen.

Wer glaubt, mit diesen lächerlichen Maßnahmen die Elektromobilität spürbar fördern zu können, der glaubt auch, dass man durch Biersaufen den Regenwald retten kann.

Dennoch

Ich habe mir dennoch das „E” geholt. Da mein bisheriges Kennzeichen 7stellig war, konnte ich es beibehalten; das „E” wurde nur angehängt. Ich brauchte natürlich neue Nummernschilder. Maximal 8 Zeichen sind möglich; in Engschrift passten die auch alle drauf. Wurde hier in der Region Hannover anstandslos akzeptiert.

Ich hörte aber, dass einige Kommunen das mit der Engschrift sehr eng sehen und möglicherweise nicht zulassen. Dann bleibt einem, wenn man schon 7 Stellen auf dem Kennzeichen hat, nichts anderes übrig, als ein neues zu beantragen, das nur 6stellig ist, so dass auch mit dem angehängten „E” keine Engschrift verwendet werden muss.

Warum hab ich’s gemacht?

Ich hab ja schon ein Elektroauto, ich muss nicht mehr motiviert werden. Da kann ich das kostenlose Parken – sofern es denn in den Kommunen erlaubt wird – gern als klitzekleines Gimmick am Rande mitnehmen.

Nicht aus Geldgründen übrigens. Die paar Euro hab ich wohl noch. Aber ich bin so bequem! Nun muss ich nicht mehr zum Parkautomaten latschen, Parkschein ziehen, wieder zurück zum Auto und Parkschein reinlegen. Fällt alles weg! Einparken, Aussteigen, Weggehen. 🙂

Und: Das „E” im Kennzeichen macht offenbar in den Augen vieler Autofahrer ein Elektrofahrzeug erst „amtlich”. Wenn man sich nicht wie ich das Heck mit eindeutigen Stickern zugekleistert hat fällt ja sonst kaum noch auf, dass man ein E-Auto fährt.

Auch macht es das Kennzeichen so schön lang! Möglichst kurze Kennzeichen wie A-A 1 scheinen ja bei bestimmten Menschen hoch im Kurs zu stehen. Da sag ich jetzt: Lang ist das neue kurz! Schilder raus zum Längenvergleich! Ha! 😉


 

*) Nachtrag 9.11.2015: Hannover bestellt Solaris-Elektrobusse! Super, mehr davon!