Kürzlich hab ich mich hier noch gefragt, was eigentlich aus der von Renault angekündigten Möglichkeit, die kleinen Akkus der frühen ZOEs durch aktuelle Akkus doppelter Kapazität zu ersetzen, geworden ist. Gestern, am 19.12.2017, erhielt ich eine Kundeninformation meiner Z.E.-Werkstatt: Es geht los! Das Akku-Upgrade auf die 41kWh-Antriebsbatterie kann nun auch in Deutschland durchgeführt werden. Endlich! Aber: einfach so? Nein, es gibt natürlich ein paar Hürden.
Tropfen auf den heißen Stein
Renault hat zum Start des Upgrades für ganz Deutschland nur 190 (in Worten: einhundertneunzig) Z.E. 40 Batterien bereitgestellt.
Ich lasse das einfach mal unkommentiert so stehen.
Voraussetzungen für den Umbau
- Das Batterie-Upgrade ist ausschließlich für Fahrzeuge mit Mietbatterie.
- Die derzeit verbaute Batterie darf keine mechanischen und/oder elektronischen Beschädigungen aufweisen.
- Die Renault ZOE darf keine Änderungen aufweisen, die NICHT vom Hersteller genehmigt sind, z. B. eine Anhängerzugvorrichtung.
Ablauf des Akku-Upgrades
- Zu Beginn muss ein Antrag bei der Renault Bank gestellt werden. Dieser Antrag muss komplett ausgefüllt und unterschrieben durch den Händler zur Renault Bank abgeschickt werden. Antrag zum Batterie-Upgrade (docx)
- Nach Prüfung des Antrags informiert die Renault Bank den Händler, ob noch ein Kontingent für diesen Antrag verfügbar ist und erteilt dem Händler ggf. die Freigabe.
- Mit dieser Zusage wird eine neue Batterie vom Händler bei Renault bestellt.
- Nach Eingang der Batterie wird ein Werkstatttermin zwecks Umbau vereinbart. Das Fahrzeug muss dafür angeblich bis zu 2 Tage in der Werkstatt sein (Umbauzeit + Abnahme durch eine anerkannte Prüforganisation).
- Nach dem Umbau muss ein neuer, angepasster Batteriemietvertrag ausgefüllt und unterschrieben zusammen mit einem Übernahmeprotokoll zur Renault Bank gesendet werden.
- Die Versicherung muss vom Fahrzeughalter informiert werden, dass der Wert der Batterie wieder bei 100% beginnt, damit der Versicherungsschutz der Batterie gegeben ist.
Kosten für das Akku-Upgrade
Die Kosten für das Upgrade belaufen sich auf 4.800,00 € brutto.
Sie beinhalten die Z.E. 40 Batterie samt Einbau, Neuprogrammierung der Steuergeräte und Ausstellung der Dokumente für die Zulassungsstelle.
Nach Antragsgenehmigung der Renault Bank möchte meine Werkstatt eine Anzahlung in Höhe von 1.000,00 € berechnen. Der Restbetrag wird nach dem Upgrade fällig.
Bei Interesse kann der Umbau auch finanziert werden (Bonität vorausgesetzt).
Die Akkumiete der Z.E. 40 Batterie erhöht sich um monatlich 10,00 €.
Informationsquelle: Kundeninformation der AUTOHAUS SCHLESNER GMBH & CO. KG, Nienburg
Soweit die Fakten.
Hier noch ein Video vom Umbau. Wie man sehen kann, keine große Sache:
Bewertung und persönliches Fazit
Renault hat uns ZOE-Besitzer der ersten Stunde durch die Ankündigung der Möglichkeit, die alten Akkus durch neue mit doppelter Kapazität ersetzen zu können, erst den Mund wässrig gemacht und uns dann über ein Jahr warten lassen. Der Preis für das Upgrade sollte laut Eric Feunteun bei rund 3.500,- € liegen. Und tatsächlich kostet es in Österreich auch nicht mehr.
Die 4.800,- €, die Renault nun in Deutschland für das Upgrade verlangt, sind eine herbe Enttäuschung und für mich nicht nachvollziehbar. Zur Erinnerung: Der Akku ist gemietet, und ich zahle dann weiter Miete, sogar eine leicht erhöhte. Das geht in Ordnung. Aber die 4.800,- € sind jetzt nochmal wofür genau? Der Umbau an sich stellt ja doch eher schlichte Anforderungen an den Arbeitsaufwand, wie im Video oben zu sehen ist.
Sinnlos oder sinnvoll?
Bei meinem Fahrprofil käme der Reichweitengewinn (und damit der Zeitgewinn) durch den großen Akku nur wenige Male im Jahr wirklich zum Tragen. Ganz lange Strecken fahre ich zudem mit meiner alten Q210 beinahe ebenso schnell wie mit einer umgerüsteten. Warum? Der große Akku geht nämlich mit einer Verringerung der max. Ladeleistung einher. Statt 43kW AC gehen dann nur noch max. 35kW, und auch das nur bis in den mittleren SOC-Bereich. Ich muss mit der alten ZOE öfter laden, dafür aber schneller. So viel Zeitverlust ist das gar nicht.
Natürlich wäre es nett, mal nonstop von Hannover nach Berlin zu fahren, oder in den Harz. Aber diese Strecken fahre ich fünf, sechs Mal im Jahr. Und dafür gebe ich keine 3.500,- € aus, geschweige denn 4.800,- €.
Für mich ist das also nix. Ich bleibe beim alten 22kWh-Akku und fahre meine ZOE wahrscheinlich, bis sie auseinanderfällt.
Wenn jemand hingegen auf der täglich zu bewältigenden Strecke mit dem Akku-Upgrade eine Stunde Zeit einsparen kann, weil eine Ladung entfällt, fällt die Bewertung möglicherweise anders aus.
Wie auch immer: Die Möglichkeit an sich, ein altes E-Auto mit neuem Akku auszurüsten und damit technologisch um einige Jahre zu verjüngen und die Reichweite praktisch zu verdoppeln ist schon genial. Der von Renault aufgerufene Preis ist es nicht. Das wird viele enttäuscht zurücklassen, die mit dem Upgrade geliebäugelt hatten.