Renault nennt sein Bordcomputer/Navi-System „R-Link”. „R-Junk” wäre passender. Was für Azubis haben das denn programmiert? Und getestet wird es offenbar von den Anwendern. Ich als Webentwickler würde einen solchen Softwarestand nicht mal als Beta bezeichnen. Fehler, die jedem schon beim Erstgebrauch auffallen, wurden bislang auch über mehrere Updates hinweg nicht behoben.
Amnesie
Am allermeisten nervt die Amnesie im Navigationsmodul dieses Systems:
Routentyp
Die Einstellung, dass das Navi bitte vor jeder Routenberechnung nachfragen soll, welcher Routentyp (schnellste / Eco / kürzeste) gewünscht wird, ist nach einigen Starts, spätestens am nächsten Tag, immer auf „schnellste” zurückgesetzt.
Man muss sich jedes Mal wieder durch die Menüs hangeln und es neu einstellen. Wählt man hingegen „Eco”, bleibt diese Einstellung dauerhaft erhalten. Ich möchte aber immer gefragt werden, weil ich mal die eine und mal die andere Streckenberechnung benötige. Das lässt sich nicht permanent einstellen.
POI
Standardmäßig werden in der Karte Bahnhöfe, Fährhäfen, Flughäfen, Tankstellen(!), Ladestationen, Renault-Händler und Renault-Trucks angezeigt. Tankstellen sind für ein Elektroauto bekanntermaßen besonders wichtig.
Wählt man sie ab, sind sie alle beim nächsten Start wieder da.
Man kann sie permanent ausblenden, indem man mit einem speziellen Tool („R-Link Explorer”) die POI-Datei auf der SD-Karte umbenennt. Leider ist es so, dass die Standard-POI-Kategorien (außer Renault-Trucks) in nur einer einzigen Datei abgelegt sind. Wenn man die umbenennt, ist man zwar die Tankstellen los, aber auch alle Restaurants, Krankenhäuser etc. Ich habe es daher wieder rückgängig gemacht.
Radarwarnung
Das im R-Link verwendete TomTom Live soll eigentlich auch vor Radarfallen warnen. Tut es bei mir aber nicht, obwohl die entsprechende Option aktiviert ist. Vielleicht ist mein diesbezügliches Abo ausgelaufen, aber dann sollte doch diese Option bitte ausgegraut sein. Wie auch immer: Ich habe die Fehlersuche aufgegeben und statt dessen eine Lösung über hinzugefügte POI realisiert.
Die Daten stationärer Blitzer werden dabei als POI-Datei (erhältlich auf SCDB.info, dort „TomTom OEM Produkte” wählen) auf die SD-Karte kopiert. Dadurch werden die Blitzerstandorte schon mal im Navi angezeigt.
Jetzt muss für diese POI im R-Link nur noch die Funktion „In der Nähe des POI warnen” aktiviert werden, damit eine akustische und optische Warnung erfolgt. Funktioniert super – ist aber beim nächsten Start wieder weg. (Die Warnung ist nicht mehr aktiv. Die Blitzer-POI sind noch da. Zum Glück.) Aber da das Einstellen der POI-Warnung aus unerfindlichen Gründen ewig dauert (nach jedem Screen lange Wartezeiten), macht das so gar keinen Spaß.
Stelle ich alles, was das R-Link regelmäßig vergisst, vor jeder Fahrt neu ein, bin ich minutenlang beschäftigt. Hallo? Geht’s noch?
Ergonomie
Sprachsteuerung
Ich kann das R-Link über Sprachbefehle steuern. Dazu drücke ich einen Knopf am Lenkrad und das System fragt, mich, was ich will. Die verfügbaren Optionen werden nun nicht etwa vorgelesen, sondern optisch am Display angezeigt. Ich muss also den Blick von der Straße wenden und rüberschauen, wenn ich wissen will, was ich als nächstes sagen muss.
Äh… Besteht nicht der Sinn einer Sprachsteuerung darin, dass man genau dies – den Blick von der Straße abwenden – eben nicht tun muss?
Wenn ich erst vom Display ablesen muss, was ich sagen soll, damit mich das System versteht, kann ich doch statt dessen gleich drauftippen. Das geht viel schneller, und es gibt dabei auch keine „Ich habe Sie leider nicht verstanden.”–Rückfragen.
Und ehe ich per Sprachbefehl eine komplette Navigation „eingegeben” habe, bin ich schon fast da.
Ehrlich, ich versteh’s nicht.
Fokus
In einer früheren Softwareversion konnte man mit den Rauf/Runter-Tasten rechts neben dem Display mal die Zoomstufe der Karte einstellen. Das war sehr praktisch und erforderte nur einen einzigen Bedienschritt – eben ein Mal drücken.
Dann gab es irgendwann ein Update und seither sind diese Tasten mit einer Funktion belegt, die einen Fokusrahmen um auf dem Display angezeigte virtuelle Bedienelemente einblendet und diesen Fokusrahmen von Element zu Element bewegt.
Äh… Leute, das ist ein Touchscreen. Wenn ich da was auswählen will, tippe ich einfach drauf. Da muss ich nicht mit separaten Hardware-Tasten erst einen Fokus bewegen und dann noch irgendwie bestätigen.
Die Zoom-Funktion muss ich jetzt übrigens statt in einem in zwei Schritten bedienen: Touch auf’s Lupensymbol, dann wird eine Skala eingeblendet, dann einen zweiten Touch auf die Skala, um zu zoomen.
Warum einfach, wenn’s auch umständlich geht?
Rette sich, wer kann
Wie man hört, arbeitet Renault bereits an der ZOE „Next Two”, die autonom fahren können soll.
Lieber Renault, bitte Reihenfolge beachten: Erst die einfachen Programmieraufgaben lösen, dann die ambitionierten Projekte angehen. Sonst gehe ich ab 2020 lieber nicht mehr vor die Tür…